Montag, 15. August 2011

ELTERNBRIEF: So klein und schon verwöhnt?

Liebe Frau Verena Hebenstreit,
Babys sind anspruchsvoll, keine Frage. Eltern brauchen ein ordentliches Maß an Einfühlsamkeit, damit sie erkennen, was ihr Kleines genau braucht. Hunger? Durst? Kuschelbedürfnis? Sicher haben Sie von Nico schon sehr viel gelernt und sind inzwischen ein eingespieltes Team. In manchen Situationen aber beschleicht auch die geduldigste Mama ein komisches Gefühl: Nico lässt mich ganz schön springen! Aber Babys können Bedürfnisse nun einmal nicht aufschieben. Bei Hunger und Durst gibt es keine Geduld und kein Warten. Und bei Bedarf an Streicheleinheiten ebenso wenig.
Kann man ein Baby zu sehr verwöhnen?

"Nun nimm ihn doch nicht immer gleich hoch wenn er schreit - du verwöhnst ihn noch!". Einen solchen Satz hat fast jede Mutter schon einmal gehört. Kann man ein Baby wirklich schon verwöhnen und ihm schlechte Gewohnheiten antrainieren? Letztlich möchte niemand ein verwöhntes, unleidliches Kind, das seine Eltern kommandiert. Aber geben Sie nichts auf solche Vorwürfe!
Zunächst einmal muss man dieses Thema natürlich klar begrenzen: Wir sprechen hier von Kindern, die jünger sind als ein Jahr, also von Babys. Selbstverständlich gibt es bei älteren Kindern Verhaltensweisen, die man nicht unbedingt fördern sollte. Doch die Welt eines Babys unterscheidet sich noch deutlich von der eines größeren Kindes: Ein Baby kommt zunächst einmal hilflos auf die Welt. Im Gegensatz zu anderen Lebewesen ist es bei der Geburt nicht in der Lage sich fortzubewegen, selbst Nahrung zu finden, sich vor Kälte zu schützen oder zu kommunizieren. Damit es weder verhungert noch erfriert braucht es seine Mutter.
Somit wurde der Säugling von der Natur mit einem kräftigen Schrei-Organ ausgestattet. Auf diese Weise ist sein Überleben sicher gestellt, denn keine Mutter soll sich diesem Geräusch lang widersetzen können. Sie wird immer instinktiv das Baby aufnehmen wollen um es zu beruhigen, um nachzusehen was es braucht und um es ihm zu geben.
Das soll aber nicht bedeuten, dass man Nico immer sofort helfend zur Seite springen soll. Die richtige Definition von Verwöhnen lautet nämlich: dem Baby die Möglichkeit nehmen, etwas selber zu bewältigen. Zum Beispiel: Ihr Kleiner versucht, zu einem Ball zu robben. Macht Mühe, klar. Verwöhnende Eltern rollen den Ball heran, damit sich das Kleine nicht plagen muss. So nehmen Sie Nico aber auch das Erfolgserlebnis! Auf längere Sicht sogar den Antrieb, sich selbst um etwas zu bemühen.
Oder: Nico schimpft, quäkt, quengelt im Bettchen vor sich hin. Sicher lassen Sie Nico ein bisschen Zeit und hören genau hin, ob Sie wirklich gebraucht werden. Oder ob Nico nur ein bisschen Dampf ablässt, bevor er zur Ruhe kommen kann.

Letztendlich können Sie als Mutter am Besten beurteilen, ob Ihr kleiner Spatz momentan wirklich unglücklich ist und Ihren Beistand benötigt, oder ob ihm nur langweilig ist.





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